FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Artikel / Jahrgang 2001

 

Hirnschäden durch Stress im frühen Lebensalter

von Kurt Eberhard (Sept. 01)

 

Mehrfach haben wir durch einschlägige Artikel und Rezensionen (s. Perry, Kolk, Lambeck, Petermann) auf die sehr beunruhigenden Ergebnisse der neurophysiologischen Traumaforschung aufmerksam gemacht. Sie belegen, daß psychische Traumata wie Vernachlässigung, Mißhandlung und Mißbrauch nicht nur zu tiefgreifenden seelischen, sondern auch zu erheblichen hirnorganischen Schäden führen. Besonders betroffen ist der Hippokampus im Zwischenhirn, der u.a. für das episodische Gedächtnis zuständig ist. Traumatisierte Menschen haben deshalb nur diffuse Erinnerungen an die schädigenden Ereignisse und sind überhaupt in der Selbstreflexion behindert. Ferner befinden sich viele Frühtraumatisierte in einer dauerhaft übererregten Affektivität, andere in einer dauerhaften Apathie. Heute wollen wir auf Tierversuche hinweisen, die Genaueres über die Art der neurophysiologischen Mechanismen aufdecken. Kristen L. Brunson, Mariam Eghbal-Ahmadi, Roland Bender, Yuncai Chen und Tallie Z. Baram injizierten 10 Tage alten Ratten Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) und stellten fest, daß diese Injektionen dieselben Wirkungen hatten, wie chronischer Streß: erhebliche Schrumpfung des Hippokampus mit den dafür typischen Beeinträchtigungen.

„Zusammenfassend zeigen diese Untersuchungen, daß progressive Gedächtnisstörungen und Zellverlust des Hippokampus nach Streß im frühen Lebensalter durch die Einwirkung des Streßhormons CRH entstehen. ... Die präsentierten Befunde unterstützen die Vermutung, daß CRH einen entscheidenden Beitrag zu den Prozessen leistet, durch welche Streß in früher Lebenszeit die Struktur und Funktion des Hippokampus schädigt und liefern eine Basis für Bemühungen, die gestörten CRH-Prozesse im Hippokampus möglichst früh zu beeinflussen.“ (Brunson et. al., Long-term, progressive hippocampal cell loss and dysfunction induced by early-life administration of corticotropin-releasing hormone reproduce the effects of early-life stress in PNAS-Online - http://www.pnas.org/cgi/content/full/98/15/8856)

Untersuchungen dieser Art ergänzen nicht nur die psychologische Deprivationsforschung der Bindungstheoretiker, sondern lassen hoffen, daß unsere psychotherapeutische Arbeit an traumatisierten Pflegekindern eines Tages medikamentös unterstützt werden könnte. Jedenfalls könnten dann evtl. die späteren Retraumatisierungen, die beispielsweise durch Begegnungen mit den ursprünglich traumatisierenden Eltern drohen, besser abgefangen werden.

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