|
Vorbemerkung: Empirische Forschung über das Pflegekinderwesen kommt selten aus Universitäten. Die hier annoncierte Untersuchung haben wir dem Niedersächsischen Sozialministerium, der Stiftung zum Wohl des Pflegekindes und der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung zu verdanken. Hoffentlich folgen die anderen Bundesländer dieser vorbildlichen Modellstudie ohne langes Zögern.
Zwei kleine Bedenken zu den Ergebnissen möchten wir aber wegen ihrer Aktualität anmelden:
1. Wenn über 77% der Pflegeeltern zu den Herkunftsfamilien Kontakte pflegen, aber weniger als die Hälfte von diesen meinen, „daß ein Pflegekind den Kontakt zu seiner Herkunftsfamilie behalten sollte“ und wenn 27% diese Kontakte als „für sich belastend“ und fast 25% als „belastend für das Pflegekind“ erachten, dann stimmt die Auswertung „deutliche Zustimmung zur Vereinbarung von Besuchskontakten“ nicht, sondern es stellt sich die Frage, wievielen Pflegeeltern Kontakte zu den Herkunftsfamilien aufgenötigt wurden, ohne die vielzitierten Risiken solcher Kontakte sorgfältig zu prüfen (s.a.
3. Jahrbuch des Pflegekinderwesens - Kontakte zwischen Pflegekind und Herkunftsfamilie, Kötter, Lambeck).
2. Auch die Bilanz „Den Zuständigkeitswechsel gem. § 86(6) KJHG erleben die Pflegeeltern als sehr negativ“ ist angesichts der 25,6%, die ihn positiv beurteilen, viel zu pauschal und paßt nicht zu dem sehr kritischen Echo der Pflegeeltern auf die Absicht der Bundesregierung, jene Regelung abzuschaffen (vgl. gerade auch die Stellungnahme des niedersächsischen Landesverbandes der Pflege- und Adoptiveltern).
K. E. (Juni, 2004)
|
