Das bisher einzige Buch, das einen Überblick gibt über die Möglichkeiten praktischer Biografiearbeit. Es ist von zwei Sozialpraktikern verständlich verfaßt für all jene, die mit fremdplazierten Kindern und Jugendlichen arbeiten.
„Jeder verständnisvolle Erwachsene kann die richtige Person für diese Arbeit sein, wenn er oder sie bereit ist, die Zeit zu opfern und die Verpflichtung dem Kind gegenüber einzugehen, Biografiearbeit mit ihm zu machen.“ (S. 18)
Das Buch gibt Hinweise zum Umgang mit Kindern, mit denen Biografiearbeit gemacht werden soll. Es weist auf mögliche Schwierigkeiten hin, die während der Biografiearbeit entstehen können und zeigt auf, wer bei dieser Arbeit mit dem Kind hilfreich sein kann.
„Als Sozialarbeiter wird man Zugang zu der Akte des Kindes haben. Wurde entschieden, dass man als Adoptiv- oder Pflegeeltern mit seinem Kind Biografiearbeit macht, sollte der Sozialarbeiter des Kindes die Informationen weitergeben. Man sollte sich nicht scheuen, jemand zu belästigen, bis man alle Informationen hat, die man braucht.“ (S. 31)
Gerade in diesem Punkt habe ich als Pflegevater leider die Erfahrung gemacht, daß SozialarbeiterInnen von Jugendämtern zurückhaltend oder gar abweisend reagieren, wenn Informationen zur Geschichte des Kindes abgefragt werden. Es bedarf also einer ausführlichen Begründung und eines langen Atems, um möglichst viele Details aus Akten und Gutachten zu erhalten, die einem selbst und dem Kind bei der Bearbeitung seiner Geschichte hilfreich sein können.
Verschiedene Kapitel des Buches sind sehr aus der Sicht von Sozialarbeitern geschrieben, die Biografiearbeit durchführen und lassen Potentiale außer acht, die beispielsweise Pflegeeltern nutzen können, weil sie mit den Kindern zusammen leben. Dennoch können viele der aufgeworfenen Fragen, Probleme und Empfehlungen hilfreich für jene sein, die unsicher sind, wie und womit sie in der Biografiearbeit beginnen sollten.
Ein sinnvolles Konstrukt bei der Bearbeitung besonders schwieriger Teile der Lebensgeschichte des Kindes scheint mir das „Drei-Eltern-Modell“ zu sein, auf das im Buch ein Kapitel verwendet wird.
„Es dient vielen Zwecken, zum Beispiel, um Kindern zu demonstrieren, dass man ihnen nichts wegnehmen kann, was sie bei der Geburt von ihren Eltern mitbekommen haben. ... Wir halten die „drei Eltern“ für eine nützliche Methode, um Kindern verstehen zu helfen, was ihnen passierte.“ (S. 83)
Als Mangel habe ich empfunden, daß die Autoren an keiner Stelle erwähnen, welche methodologischen Merkmale die Biografiearbeit charakterisieren. Das Buch beginnt mit der Fragestellung „Warum Biografiearbeit?“ und setzt voraus, daß jede/r LeserIn weiß, was damit gemeint ist. Gleichwohl hilft das Buch, einen sanften Einstieg in die Biografiearbeit zu finden und individuelle Konzepte für fremdplazierte Kinder zu entwerfen. Ivo Stephan (Dezember 2001) - s.a. Biografiearbeit mit Pflegekindern
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