FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Rezension / Jahrgang 2004

 


Ulrich Sachsse (Hg.)

Traumazentrierte Psychotherapie

Theorie, Klinik und Praxis

Schattauer Stuttgart, 2004

(441 Seiten, 50 Euro)

 


Der hier schon einmal rezensierte und mit einem einschlägigen Aufsatz vetretene Prof. Dr. Ulrich Sachsse, Leiter des Bereichs Psychotherapie im Niedersächsischen Landeskrankenhaus Göttingen, (s. Trauma, Trauma-Coping und Posttraumatische Belastungsstörung: Theorie und Therapeutische Ansätze; Körper, Seele, Trauma) legt ein umfangreiches Werk zur Psychotraumatologie mit dem Schwerpunkt auf 'Traumazentrierter Pschotherapie' vor. Er hat sich dabei der Mitarbeit von 21 KollegInnen versichert, die als ÄrztInnen, PsychologInnen und Fachkrankenschwester vielfältige Erfahrungen in der Therapie traumatisierter KlientInnen vorweisen können. Für  mehr als 2/3 der Texte ist allerdings der Herausgeber selbst zuständig. Das Fachbuch ist unter eine durchgehende Systematik gestellt und mit einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis versehen:

Die vom Herausgeber verfaßten Kapitel sind durch den sehr gut lesbaren seinem gesprochenen Wort ähnlichen  Stil gekennzeichnet. Sie sind meist gut strukturiert, mit herausgehobenen Überblicken und knappen Zusammenfassungen versehen. Etwas irritierend ist, dass im grafischen Layout nicht immer die gleichen Mittel für Hervorhebung, Überblick und Zusammenfassung verwendet werden. Dies ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass etliche Kapitel aus Vorträgen und Seminaren entstanden sind. Durch die Mitwirkung der KoautorInnen ist auch manche Heterogenität und Doppelung hinein gekommen.

Besonders lesenswert und für das Verständnis der 'Traumazentrierten Psychotherapie' unbedingt notwendig sind die Kapitel 1-5 zur Stressphysiologie.

Eher entbehrlich und bestenfalls als rituelle Demonstration undogmatischer Methoden-Offenheit verständlich, erscheint das 8.Kapitel. Hier werden auf weniger als 70 Seiten von 8 AutorInnen 8 verschiedene Trauma-Therapie-Ansätze unterschiedlicher Therapieschulen vorgestellt, was schon wegen der Knappheit der Darstellungen unbefriedigend bleiben muß.

Im 9. Kapitel wird dann auf 127 Seiten von Sachsse und drei für einige Unterkapitel zuständigen AutorInnen der gegenwärtige Stand der 'Traumazentrierten Psychotherapie' dargelegt, wie er auf der Station 9 des Niedersächsischen Landeskrankenhauses in Göttingen unter wesentlicher Berücksichtigung der von Luise Reddemann in Bielefeld entwickelten Vorgehensweisen  erarbeitet wurde. Dabei ist Sachsses Bemühen sehr ausgeprägt, die Quellen und historisch früheren AutorInnen von Vorgehensweisen, die auch in Göttingen angewendet werden, deutlich zu machen. 

Besonders wichtig scheinen mir die Begründungen, weshalb die 'Traumazentrierte Psychotherapie' nicht mit Strategien einer einzelnen der orthodoxen Therapieschulen durchführbar ist. Dazu wird wiederholt Stellung genommen:
"Jahrzehntelang hat es heftige Auseinandersetzungen darüber gegeben, welche Form der Psychotherapie die allein richtige, die allein hilfreiche, die allein heilsame sei. Diese Glaubenskriege gehen zu Ende, je mehr das Wissen über die Funktionsweise des Gehirns und die Wirkungsweise von Psychotherapie wächst." (S. 184)
"Sicherlich gilt auch für die traumazentrierte Psychotherapie: Ohne eine stabile therapeutische Beziehung geht nichts, ohne die Aktivierung von Selbstheilungskräften geht aber auch nichts. In diesem Spannnungsfeld hat es sich bei der Therapie von Menschen mit Posttraumatischen Belastungsstörungen sehr bewährt, den Aspekt der 'Selbstheilungskräfte' zu akzentuieren. Dem liegen klinische Erfahrungen zugrunde." (S. 186)

Hervorzuheben ist, dass die klinischen Erfahrungen auch in einer kontrollierten Studie traumazentrierter stationärer Psychotherapie für PatientInnen mit komplexer Posttraumatischer Belastungsstörung belegt und kritisch diskutiert werden (vgl. Kap.10.2).

Für Pflegeeltern besonders lesenswert erscheint das Kap.13 über stationäre Psychotherapie mit Jugendlichen. Das beschriebene Vorgehen wird mit einem Fallbeispiel gut nachvollziehbar dargestellt. Allerdings ist auch dieses Koautoren-Kapitel sehr knapp, jedoch mit ausführlichen weiterleitenden Literaturangaben versehen.

 Als vorletztes Kapitel ist ein Bericht der 'International Society for Traumatic Stress Studies' : 'Kindheitstraumata – erinnert' eingegliedert, welches Sachsse aus dem Englischen übersetzt hat. Wegen seiner ausgewogenen Argumentation ist auch dieses Kapitel sehr zur Lektüre zu empfehlen.

Insgesamt ist das neue Buch Sachsses sowohl zur Einführung geeignet als auch für die Vertiefung spezieller Aspekte. Es ist größtenteils auch allgemeinverständlich geschrieben und hat wegen seiner klinischen Herkunft den für dieses Thema unverzichtbaren Praxisbezug.

Prof. Dr. Uta  McDonald-Schlichting  (Okt. 2004)

 

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