Sammelbände entziehen sich einer kurzgefaßten Rezension, insbesondere wenn sie nicht einer vorstrukturierten Planung und Gliederung folgen, aber eine Leseempfehlung ist doch möglich, und die hat das von Streeck-Fischer herausgegebene Buch über die Zusammenhänge zwischen frühen Traumatisierungen und späteren Entwicklungsstörungen verdient, weil es die psychischen und die physischen Schäden früher Traumata gleichgewichtig behandelt, weil es die Erklärungsansätze der Psychoanalyse, der Bindungstheorie und der Neurophysiologie zusammenführt, weil es mit der Legende aufräumt, Freud habe die Verführungstheorie aufgegeben und ihn als einen der frühen Pioniere der Traumaforschung herausstellt und weil es auch die Therapie von Traumafolgen angemessen berücksichtigt.
Eine der wichtigsten Bilanzen lautet:
"Abhängig vom Zeitpunkt der Entwicklung haben traumatische Erfahrungen unterschiedliche Auswirkungen auf die kognitive, affektive und biologische Organisation. Überwältigender Streß, Verlust und Deprivation in der frühen Entwicklung haben langfristige neurobiologische Folgen" (S. 9).
Pflegeeltern, Erzieher, Pädagogen, Sozialpädagogen und Therapeuten, die mit vernachlässigten, mißhandelten und mißbrauchten Kindern und Jugendlichen zu tun haben, werden von der Lektüre dieser verdienstvollen Aufsatzsammlung sehr profitieren.
Kurt Eberhard (Jan. 01)
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