FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Rezension / Jahrgang 2001

 

Bernd Ahrbeck, Jürgen Körner (Hrsg.)

Der vergessene Dritte -
Ödipale Konflikte in Erziehung und Therapie.

Luchterhand, Neuwied, 2000, 186 S., DM 38,-

 


Einen Erziehungsnotstand auszurufen, schlägt Susanne Gaschke im Frühjahr 2000 in der ‚ZEIT‘ vor. Sie reagiert damit auf die starke Zunahme von Verhaltensauffälligkeiten und -störungen bei Kindern und Jugendlichen, gravierende Sozialisationsdefizite bei Heranwachsenden aller Sozialschichten und eine weit verbreitete Ratlosigkeit in Erziehungsfragen.

An dieser Stelle setzt das vorliegende Buch an: Es beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Generationen zueinander und der Frage, welche Beziehungserfahrungen Kinder und Jugendliche benötigen, damit sie sich gut entwickeln können. Eine besondere Rolle spielt dabei der ‚Dritte‘, in der Regel der Vater, der in die Beziehung von Mutter und Kind regulierend eingreift. In der psychologischen und pädagogischen Theoriebildung wird seine Bedeutung inzwischen (wieder) erkannt. Der Dritte erlebt auch in Erziehung und Therapie eine Renaissance - nach einer Periode, in der die Mutter-Kind-Beziehung im Mittelpunkt des Interesses stand. Grenzsetzungen, konflikthafte Auseinandersetzungen und die Generationendifferenzierung sind hierzu zentrale Stichworte. Sie bestimmen gegenwärtig die öffentliche Diskussion über Erziehungsfragen. Der über lange Zeit vergessene Dritte kehrt zurück.

Das Buch enthält einleitend theoretische Grundlegungen zum Beziehungsdreieck Vater-Mutter-Kind. Aus psychoanalytischer Sicht sind dabei besonders ödipale Konflikte von Interesse. Sodann wird anhand von Fallbeispielen aus Beratung und Kinder- und Jugendpsychotherapie gezeigt, vor welchen unumgänglichen Entwicklungsaufgaben Kinder und Jugendliche stehen und auch, wie sich die dabei entstehenden Konflikte lösen lassen. Die Analyse pädagogischer, sonderpädagogischer und sozialpädagogischer Handlungsfelder schließt sich an. Immer geht es darum, dass Kinder und Jugendliche Beziehungserfahrungen in Dreierkonstellationen benötigen, damit sie zu sich selbst finden und pädagogische Prozesse voranschreiten können.
(Verband Deutscher Sonderschulen, LV Berlin, Okt. 01)

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