FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Rezension / Jahrgang 2010

 

Monika Wiedemann Kaiser

Die Himmelsrutsche

Geschichten von verlassenen Kindern, die neue Eltern suchen
(mit Illustrationen von Petra Krummacker)

edition-octopus, 164 Seiten, 25,75 Euro

 

Monika Wiedemann-Kaiser ist von Beruf Erzieherin und hat vor 23 Jahren mit ihrem Mann ein Pflegekind, vier Jahre später ein weiteres bei sich aufgenommen. Sie hat im Vorstand des „Arbeitskreis zur Förderung von Pflegekindern" in Berlin gearbeitet und im Jahr 2001 PfliZ (Pflege- und Adoptivfamilien im Zentrum, gemeinnützige GmbH) mitgegründet. Ihre Tätigkeit dort war die Seminarleitung und Beratung für Pflege- und Adoptiveltern.  Im vorliegenden Buch schreibt sie die „Geschichten der Pflegekinder“, mit denen sie zusammengelebt und gearbeitet hat, auf, um damit anderen Kindern Mut zu machen und ihnen Kraft zu geben, ihre eigene Geschichte zu verarbeiten. Die Malerin Petra Krummacker aus Rosdorf bei Göttingen hat die Geschichten illustriert.

Über die Motive zu diesem Buch sagt die Autorin: Manches von dem, was Pflegekinder erlebt haben,  ist so unaussprechbar und beängstigend, dass es die Kinder in ihrem Inneren verschließen. In den wenigsten Fällen können sie darüber reden oder sich gar mit anderen Kindern austauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Wichtig waren für mich die Gründe, warum diese Kinder nicht mehr bei ihren leiblichen Eltern leben können:  

  • Vernachlässigung / Alkohol (auch in der Schwangerschaft)
  • Überforderung junger Mütter
  • Tod eines Elternteils
  • Misshandlung und Gewalt / sexueller Missbrauch
  • Drogenkonsum

Der Hauptteil des Buches (ca. 120 Seiten) sind fünf (Vorlese)Geschichten, die dazu geeignet sind mit Kindern in einen Dialog zu kommen und die ihnen das Gefühl vermitteln, nicht alleine und auch nicht in einer ausweglosen Situation zu sein. Eine Textprobe:

„Das andere Kind - „Weißt du, was sie damit gemeint hat, das mit dem besser klappen?“ Kim sah Schmetter-Ling fragend an, beide hatten es sich erstmal im Bettchen gemütlich gemacht, nachdem sie auf der Welt gelandet waren. „Sie hatte schon mal ein Kind“, erwiderte Schmetter-Ling und flog auf Kims Nasenspitze, so dass sie schielen musste. „Geh weg, das kitzelt!“, lachte sie. Schmetter-Ling flog eine elegante Runde und setzte sich dann auf das Kissen zu Kim. „Was heißt das?“, fragte sie nun ihre Elfe weiter, „wo ist das Kind jetzt?“ „Es lebt bei anderen Eltern. Vera konnte sich nicht genug um den kleinen Jungen kümmern.“ Kim wurde es ganz mulmig im Bauch. „Meinst Du, sie kann es bei mir besser?“ „Das weiß ich nicht.“ Schmetter-Ling zuckte mit den Flügeln, rückte dabei ganz nah an Kim heran und sagte tröstend, „aber ich bin ja bei dir und ich helfe dir.“ Kim nickte und kuschelte sich in ihr Bettchen. Es wird schon alles gut gehen, dachte sie und schlief ein. - So hat sich Kim das nicht vorgestellt! - Kim war nun schon zwei Monate als kleiner Mensch auf der Welt. Aber es ging ihr gar nicht gut. Sie hatte oft Hunger und wurde dünner und dünner, denn sie bekam nicht immer etwas zu essen. Die Windel kratzte und scheuerte, weil sie nicht gewechselt wurde. Die Haut darunter war schon ganz rot und rau. Kims Mama war oft sehr seltsam. Sie torkelte durch die Wohnung und verschlief den ganzen Tag. Abends ging sie weg und ließ Kim allein. Kim fühlte sich einsam und verlassen in der dunklen Wohnung, aber wenn sie ihren Kummer hinausschrie, kam keiner, um sie zu trösten. Sie bekam Angst und schrie immer noch mehr. „Was ist mit meiner Mama los, warum kümmert sie sich nicht um mich?“, fragte sie Schmetter-Ling. „Nun“, antwortete die kleine Elfe, „deine Mama ist selbst sehr unglücklich, dein Papa Gerd wollte dich nicht haben. Deswegen kommt er auch so selten, und nun droht er, dass er nie mehr wieder kommt. Sie geht dann abends weg, um ihn zu suchen.“….“ (S. 13 f.)

Zu jeder Geschichte gibt es ein Nachwort, in dem kurz auf die reale Biografie zu jeder (Kinder)Geschichte eingegangen wird. Im Mittelteil schreibt die Autorin über Pflegekinder, ihren persönlichen Bezug zur Thematik und Biografiearbeit.

Spezielle Kinderbücher zu diesen Themen gibt es ja bekanntlich immer noch zu wenig. Das Buch ist lesenswert, vor allem für Pflegeeltern und Menschen, die Kindern in vergleichbaren Situationen als vertrauensvoller Erwachsener nahestehen. Es trägt zu Verständnis für Kinder bei und regt an, rücksichtsvoll und einfühlsam mit den Lebensgeschichten dieser Kinder umzugehen. Ihm ist eine interessierte Leserschaft und große Verbreitung zu wünschen.

Christoph Malter    

 

Liste der rezensierten bzw. präsentierten Bücher

 

weitere Informationen: www.himmelsrutsche.de
 

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