Die Herausgeber:
Prof. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt: ehem. Dir. der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Universität Marburg. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Max-Planck-Preis für internationale Kooperation. Schwerpunkte: Entwicklungspsychopathologie, psychiatrische Genetik, Essstörungen, Schizophrenieforschung, Therapie- und Evaluationsforschung. Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Fritz Mattejat: Ltd. Psychologe der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und Ausbildungsleiter des Instituts für Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin an der Universität Marburg. Schwerpunkte: Verhaltenstherapie, Familientherapie, Therapieforschung, Lebensqualitätsforschung, Familienforschung. Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Andreas Warnke: Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Universität Würzburg, Leiter der Tagesklinik des Diakonischen . Werkes Würzburg. Schwerpunkte: Legasthenie, hyperkinetisches Syndrom, Anorexia nervosa, Zwangsstörungen, schizophrene Störungen.
Die mitwirkenden Autoren:
- Dr. med. Christian Bachmann: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Marburg
- Prof. Dr. med Dr. rer. nat. Tobias Banaschewski: Klinik f. Psychiatrie/Psychother. des Kindes/Jug.alters am Zentralinstitut f. seelische Gesundheit, Mannheim
- PD Dr. med. Rainer Blank: Kinderzentrum Maulbronn
- Prof. Dr. med. Bernhard Blanz: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Jena
- PD Dr. med. Romuald Brunner: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Heidelberg
- Prof. Dr. sc. hum. Manfred Döpfner: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Köln
- Dipl.-Psych. Sylvia Eimecke: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Marburg
- Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Ulm
- Prof. Dr. med. Reiner Frank: Inst. f. Kinder/Jug.psychiatrie/Psychother., München
- Prof. Dr. med. Alexander von Gontard: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/Psychother.,
- Homburg/Saar
- PD Dr. med. J. Häberle: Univ.klinik f. Kinder/Jug.medizin, Münster
- Prof. Dr. med. Frank Häßler: Univ.klinik f. Psychiatrie/Neurol./Psychosom./Psychother. im Kindes/Jug.alter, Rostock
- Dr. med. Ulrich Hagenah: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychotherapie, Aachen
- Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand: Klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychotherapie Essen
- Dr. phil. Uwe Hemminger: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychotherapie, Würzburg
- Prof. Dr. med. Beate Herpertz-Dahlmann: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Aachen
- Dr. med. Nikolaus von Hofacker: Behandl.einheit Psychosomatik des Kindes/Jug.alters Städtisches Klinikum München
- Prof. Dr. med. Emil Kammerer: Havichhorststraße 7a, Münster
- Dr. phil. Dipl-Psych. Inge Kamp-Becker: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Marburg
- Dr. med. Michael G. Kölch: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/Psychother., Ulm
- Dipl.-Psych. Cornelia König: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/Psychotherapie, Ulm
- Prof. Dr. med. Gerd Lehmkuhl: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychotherapie, Köln
- Prof. Dr. med. Ulrike Lehmkuhl: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychotherapie, Berlin
- PD Dr. med. Matthias Martin: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Marburg
- Dr. med. Martina Manninger: Univ.klinik f. Kinder/Jug.medizin, Münster
- PD Dr. med. Michele Noterdaeme: Heckscher Klinik, München
- Dipl.-Psych. Claudia Oehler: Plattnerstraße 4, Würzburg
- Dr. med. Rieke Oelkers-Ax: Univ.klinik f. Kinder/Jugendpsychiatrie/psychother., Heidelberg
- Prof. Dr. med. Mechthild Papousek: Univ.-Inst. f. Soziale Pädiatrie/Jug.medizin, München
- Dr. phil. Ellen Plume: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Würzburg
- Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Kurt Quaschner: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother.,
- Marburg
- Prof. Dr. med. Franz Resch: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Heidelherg
- Dr. med. Veit Roessner: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Göttingen
- Prof. Dr. med. Aribert Rothenherger: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother. Göttingen
- Dr. phil. Peter-Michael Sack: Univ.k f. Psychiatrie/Psychother., Hamburg-Eppendorf
- Dr. med. Fiona Scheder-Bieschin: Red Cross Children's Hospital, University of Cape Town
- Prof. Dr. med. Renate Schepker: Kinder/Jug.psychiatrie/Psychother. am ZfP Weissenau
- Prof. Dr. med. Klaus Schmeck: Kinder/Jug.psychiatrische Univ.klinik, Basel
- Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin H. Schmidt: Klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychol.
- am Zentralinstitut für seelische Gesundheit, Mannheim
- PD Dr. phil. Gustel Matthias Schmitt: Univ.klinik f. Kinderheilkunde, Münster
- Prof. Dr. rer. nat. Silvia Schneider: Institut für Psychologie, Univ. Basel
- Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne: Klinik für Kinder/Jug.psychiatrie, München
- PD Dr. med. Dipl.-Psych. Rainer Georg Siefen: Haardklinik, Marl
- Dr. phil. Dipl-Psych. Michael Simons: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Aachen
- Dipl.-Psych. Stefanie Stapel: Klinik f. Kinder/Jug.medizin, Münster
- Dr. med. Martin Stolle: Zentr. f. Suchtfragen des Kindes/Jug.alters, Univ.klin. Hamburg
- Prof. Dr. med. Waldemar von Suchodoletz: Univ.Inst. f. Kinder/Jug.psychiatrie/Psychother., München
- Dr. med. Frank Michael Theisen: Univ.klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/psychother., Marburg
- Prof. Dr. med. Rainer Thomasius: Zentr. f. Suchtfragen des Kindes/Jug.alters, Univ.klin. Hamburg
- Prof. Dr. med. Christoph Wewetzer: Klinik f. Kinder/Jug.psychiatrie/Psychother., Köln
Aus dem Vorwort der Herausgeber: »Dieses Buch sollte ursprünglich die zweite Auflage des Marburger Psychotherapie-Lehrbuchs werden. Obwohl es recht erfolgreich war und eine Übersetzung ins Englische (Cambridge University Press 2001) und ins Russische (Mir 2000) erfuhr, führte die Diskussion im Kollegenkreis zur neuen Konzeption eines integrativen Lehrbuches für die Praxis. Dafür gab es mehrere Gründe:
- Zum einen sind die in Klinik und Praxis angewandten Behandlungsmethoden schon lange nicht mehr eindimensional, also entweder auf Psychotherapie, Pharmakotherapie oder weitere Therapieansätze ausgerichtet. Deshalb erschien es uns nicht mehr sinnvoll, uns auf die Psychotherapie zu beschränken. Die Regel ist vielmehr ein Mehrkomponentenansatz, der störungsspezifisch ausgerichtet Interventionen auf biologischer, psychologischer und sozialer Ebene in ein stimmiges Gesamtkonzept integriert. Allerdings fanden wir weder im deutschen Sprachraum noch international ein Therapielehrbuch, in dem dieser Ansatz verwirklicht wurde.
- Zum anderen fanden wir es nicht mehr zeitgemäß, uns bei der Darstellung der psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten an den traditionellen Therapieschulen zu orientieren. Heute stehen wir vielmehr vor der Aufgabe - vor dem Hintergrund der Forschungsbefunde der letzten Jahrzehnte - , eine entwicklungsoffene Psychotherapie zu praktizieren, die sich von historisch begründeten Einengungen befreit, um den Patienten die bestmögliche Hilfe zukommen zu lassen. Die Methoden und Therapieprinzipien, auf die wir uns stützen, sollten auf der empirischen Evidenz basieren; sie sollten aber auch das, was sich in der psychotherapeutischen Praxis als hilfreich erwiesen hat, bewahren und den reichen Erfahrungsschatz der verschiedenen psychotherapeutischen Traditionen nutzen.
Unter diesen Gesichtspunkten hielten wir es für angebracht, ein Lehrbuch zu konzipieren, das dem praktischen therapeutischen Vorgehen gerecht wird und die verschiedenen Behandlungsansätze in störungsspezifischer Weise einbezieht. Hierbei orientierten wir uns an den folgenden Postulaten:
- Es existiert weder ein Störungsmodell noch eine Behandlungsmethode oder ein Therapieprogramm, das sich auf alle psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter gleichermaßen anwenden lässt. Vielmehr müssen alle Interventionen dem jeweiligen Störungsbild und der individuellen Problemkonstellation in spezifischer Weise angemessen sein (Grundsatz der Störungsspezifität).
- Alle angewandten Interventionen müssen im Hinblick auf Lebensalter und Entwicklungsstand so abgewandelt werden können, dass sie den therapeutischen Bedürfnissen der jeweiligen Patientinnen und Patienten entsprechen (Grundsatz der alters- und entwicklungsbezogenen Abwandlung).
- In aller Regel kommt man nicht mit einer Behandlungsmethode bzw. -komponente aus, vielmehr werden stets mehrere im Hinblick auf ein definiertes Therapieziel in einem Therapieplan vereinigt (mehrdimensionaler Ansatz, Mehrkomponentenmodell).
- Zielsetzung und Methode der Intervention sollten stets das Stadium der jeweiligen Erkrankung berücksichtigen. So erfordert die Akutphase einer schizophrenen Erkrankung ein anderes therapeutisches Vorgehen als die Langzeitbehandlung nach vollständiger oder teilweiser Remission (Grundsatz der Berücksichtigung des Krankheitsstadiums in der Behandlung).
- Die angewandten Behandlungsmethoden/-komponenten müssen je nach Behandlungsmodalität variiert werden können und unter Alltagsbedingungen praktikabel sein (Grundsatz der Variabilität und Praktikabilität).
- Die Wirksamkeit der jeweiligen Behandlungsmethoden/-komponenten sollte durch die Ergebnisse empirischer Studien belegt sein (Grundsatz der Evaluation und der Effektivitätsprüfung).
Wir sind uns bewusst, dass der in diesen Postulaten zum Ausdruck kommende Anspruch vielfach noch nicht realisiert ist und heute auch nur partiell realisierbar erscheint. Gleichwohl ist es schon möglich, orientiert an den genannten Prinzipien, den bisherigen Erkenntnisstand über die Behandlung von psychischen Störungen des Kindes- und Jugendalters in der Form eines Lehrbuches zusammenzufassen, um konkrete erfahrungs- und evidenzbasierte Angaben darüber zu machen, welche Behandlungsmethoden unter welchen Voraussetzungen wirksam und hilfreich sind. Unser integratives Therapielehrbuch ist in zwei Teile gegliedert: der erste. allgemeine Teil befasst sich mit einigen grundlegenden Fragen, die bei der Behandlung psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter zu bedenken und zu berücksichtigen sind. Der zweite. spezielle Teil erstreckt sich, ohne Vollständigkeit zu beanspruchen, auf die Behandlung der wichtigsten psychischen Störungen in den Altersstufen bis zum 21. Lebensjahr. In diesem Teil sind alle Kapitel einheitlich aufgebaut, beginnen mit einem therapeutischen Fallbeispiel und fassen dann das Grundlagenwissen über das jeweilige Störungsbild und die diagnostischen und therapeutischen Vorgehensweisen zusammen. Abschließend wird eine Auswahl der häufigsten Fragen aufgeführt, die im Zusammenhang mit der beschriebenen Störung an die Experten gerichtet werden, mit kurz gefassten Antworten darauf.«
Hauptüberschriften aus dem zehnseitigen Inhaltsverzeichnis:
I. Allgemeiner Teil – Grundlagen therapeutischen Vorgehens 1. Klassifikation psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen 2. Therapiebezogene Diagnostik 3. Medikamentöse Therapie 4. Individuelle Psychotherapie 5. Familienbezogene Interventionen 6. Umfeldbezogene Maßnahmen 7. Ergänzende Maßnahmen 8. Fallkonzeptualisierung, Indikationsstellung und Therapieplanung 9. Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement
II. Spezieller Teil – störungs- und situationsbezogene Interventionen 10. Regulationsstörungen im Säuglingsalter 11. Tiefgreifende Entwicklungsstörungen: Autismus-Spektrum-Störungen 12. Umschriebene Entwicklungsstörungen 13. Organische Psychosyndrome 14. Intelligenzminderungen 15. Ausscheidungsstörungen 16. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen 17. Tic-Störungen und Tourette-Syndrom 18. Störungen des Redeflusses: Stottern und Poltern 19. Angststörungen und Phobien (F93) 20. Dissoziative Störugnen 21. Somatoforme Störungen 22. Zwangsstörungen 23. Eßstörungen 24. Adipositas und Gewichtsentwicklung 25. Persönlichkeitsstörungen (unter besonderer Berücksichtigung der Borderline-Störung) 26. Störungen des Sozialverhaltens 27. Depressive Störungen 28. Schizophrene Störungen 29. Drogenabhängigkeit 30. Posttraumatische Belastungsstörung 31. Chronische körperliche Erkrankungen 32. Therapie psychischer Störungen bei körperlicher Mißhandlung 33. Sexueller Missbrauch 34. Störungen der Sexualentwicklung und des Sexualverhaltens 35. Aggressive Störungen 36. Interventionen bei Scheidung und Trennung 37. Therapiefragen in Migrantenfamilien 38. Besondere psychotherapeutische Erfordernisse bei Kinder bzw. Jugendlichen mit Sinnesbehinderungen (Hörschädigung und Sehschädigung) Sachverzeichnis
Bilanzierende Bewertung: Wie alle Lehrbücher, die aus der Marburger Kinderpsychiatrie kommen, handelt es sich um ein hervorragendes Werk, das wissenschaftlichen und praktischen Ansprüchen gleichermaßen gerecht wird. Besonders erfreulich ist die konsequente Orientierung auf die psychosozialen Störungen, der Verzicht auf wissenschaftliche Dogmen und auf therapeutische Schulen. Die didaktische Gestaltung ist ebenfalls vorbildlich: differenzierte und doch wegen der durchgehenden Systematik sehr übersichtliche Gliederung, viele Tabellen, Abbildungen, Textkästen, gesondert behandelte 'häufig gestellte Fragen', Literaturhinweise und ein Sachverzeichnis (leider kein Autorenverzeichnis). Dieses Lehrbuch gehört in alle Fachbibliotheken, einschlägige Institutionen und psychotherapeutische Praxen.
Kurt Eberhard (Jan. 2008)
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