FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Rezension / Jahrgang 2005

 

Kinder- und Jugendpsychiatrie
- eine praktische Einführung -

4. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, 2005

Hrsg.: Helmut Remschmidt

(527 Seiten, 49,95 Euro)

 

Das Buch stammt aus der Marburger Universitätsklinik, der deutschen Hochburg für Kinder- und Jugendpsychiatrie, und ist ein ausgereiftes Lehrbuch über »die normale und abweichende kindliche Entwicklung, Ursachen und Diagnostik der einzelnen Erkrankungen, die therapeutischen Möglichkeiten aus interdisziplinärer Sicht, rechtliche und organisatorische Fragen«

Die Autoren:

Dr. phil. Dipl.-Psych. Sigrid von Aster, Psychologische Praxis, Zürich

Dr. med. Nikolaus Barth, Kliniken der Universität Duisburg/Essen

Dr. med. Christian Fleischhaker, Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand, Kliniken der Universität Duisburg/Essen

Dr. med. Klaus Hennighausen, Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Prof. Dr. med. Sabine Herpertz, Klinik für Psychiatrie und Psychother. der Univ. Rostock

Prof. Dr. med. Beate Herpertz-Dahlmann, Universitätsklinikim Aachen

Dr. phil. Dipl.-Psych. Inge Kamp-Becker, Klinikum der Philipps-Universität Marburg

Priv.-Doz. Dr. med. Matthias Martin, Klinikum der Philipps-Universität Marburg

Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Fritz Mattejat, Klinikum der Philipps-Universität Marburg

Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Fritz Mewe, Tübingen

Dr. phil. Dipl.-Psych. Gerhard Niebergall, Niederweimar

Dr. med. Wilfried Pott, DRK-Kinderklinik, Sozialpädiatrisches Zentrum, Siegen

Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Kurt Quaschner, Klinikum der Philipps-Universität Marburg

Prof. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt, Klinikum der Philipps-Universität Marburg

Priv.-Doz. Dr. med. Gerd Schulte-Körne, Klinikum der Philipps-Universität Marburg

Prof. Dr. med. Eberhard Schulz, Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Dr. phil. Dipl.-Psych. Michael Simons, Universitätsklinikum Aachen

Dr. med. Frank Michael Theisen, Klinikum der Philipps-Universität Marburg

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Andreas Warnke, Kinder- und Jug.psychiatrie, Univ. Würzburg

Dr. med. Peter M. Wehmeier, Marburg

 

Die Hauptüberschriften des Inhaltsverzeichnisses:

 

I. Entwicklung und Entwicklungspsychopathologie

1. Körperliche Entwicklung des Kindes (H. Remschmidt)

2. Psychische Entwicklung (F. Mewe und F. Mattejat)

3. Entwicklungspsychopathologie (H. Remschmidt)

4. Ätiologie und Genese (H. Remschmidt)

II. Kinder- und jugendpsychiatrische Diagnostik

5. Erhebung und Anamnese (H. Remschmidt)

6. Allgemeine körperliche Untersuchung (B. Herpertz-Dahlmann)

7. Neurologische Untersuchung (B. Herpertz-Dahlmann)

8. Erhebung des psychischen Befundes (H. Remschmidt)

9. Testpsychologische und neuropsychol. Untersuchung (G. Niebergall u. K. Quaschner)

10. Familiendiagnostik (F. Mattejat)

11. Apparative Untersuchungen und Laboruntersuchungen (W.Pott)

12. Diagnostischer Prozeß - Weg zur Diagnose (H. Remschmidt)

13. Klassifikation psychischer Störungen (H. Remschmidt)

III. Psychische Störungen und Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen

14. Intelligenzminderungen und Demenzzustände (H. Remschmit und G. Niebergall)

15. Psychische Störungen im Zusammenhang mit zerebralen Schädigungen (Remschmidt)

16. Psychische Störungen bei zerebralen Anfallsleiden (H. Remschmidt)

17. Störungen der Nahrungsaufnahme und der Ausscheidung (Remschmidt  u. Quaschner)

18. Umschriebene Entwicklungsstörungen (Teilleistungsstörungen) (R. Warnke)

19. Hyperkinetische Störungen (K. Quaschner und F. M. Theisen)

20. Tics und motorische Stereotypien (J. Hebebrand)

21. Alterstypische, habituelle Verhaltensauffälligkeiten (H. Remschmidt)

22. Störungen des Sprechens und der Sprache (H. Remschmidt u. G. Niebergall)

23. Autistische u. a. tiefgreifende Entwicklungsstörungen (Remschmidt u. I. Kamp-Becker)

24. Andere (nicht autistische) Störungen des Kommunikationsverhaltens (H. Remschmidt)

25. Schizophrene Störungen (H. Remschmidt)

26. Affektive Störungen (H. Remschmidt)

27 Angststörungen (H.Remschmidt)

28. Zwangsstörungen (B. Herpertz-Dahlmann u. M. Simons)

29. Konversionsstörungen und dissoziative Störungen (H. Remschmidt)

30. Belastungs- und Anpassungsstörungen (G. Schulte-Körne)

31. Somatoforme Störungen (K. Hennighausen)

32. Eßstörungen (B. Herpertz-Dahlmann)

33. Adipositas (J. Hebebrand)

34. Persönlichkeitsstörungen und Störungen der Impulskontrolle (Herpertz u. Herpertz-D.)

35. Alkohol- und Drogenabhängigkeit (C. Fleischhaker und E. Schulz)

36. Störungen des Sozialverhaltens, Dissozialität und Delinquenz (B. Herpertz-Dahlmann)

37. Störungen der Sexualentwicklung und des Sexualverhaltens (Remschmidt u. Martin)

38. Körperliche Mißhandlung und Vernachlässigung (H. Remschmidt)

39. Sexueller Mißbrauch und sexuelle Mißhandlung (H. Remschmidt)

40. Selbstverletzung und suizidales Verhalten (E. Schulz u. C. Fleischhaker)

41. Psychische Störungen bei chr. Erkrankungen und Behinderungen (Wehmeier u. Barth)

IV. Therapie und Rehabilitation

42. Allgemeine Gesichtspunkte (H. Remschmidt)

43. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (H. Remschmidt u. K. Quaschner)

44. Verhaltenstherapie (G. Niebergall u. K. Quaschner)

45. Gesprächspsychotherapie (G. Niebergall)

46. Spieltherapie (S. von Aster)

47. Entspannungsverfahren (H. Remschmidt)

48. Gruppentherapie, Psychodrama und Rollenspiel (G. Niebergall)

49. Familientherapie (F. Mattejat)

50 Elterntraning (A Warnke)

51. Kombinierte Behandlung (H. Remschmidt)

52. Medikamentöse Behandlung (E. Schulz, C. Fleischhaker u. F.M. Theisen)

53. Ergotherapie (H. Remschmidt u. F.M. Theisen)

54. Rehabilitation (H. Remschmidt)

55. Rechtl. und insti. Voraussetzungen für Ther. u. Rehabilitation (Remschmidt u. Martin)

V. Gerichtliche Aufgaben und Organsisations-/Strukturfragen der Kinder- und
     Jugendpsychiatrie

56. Gerichtliche Kinder- und Jugendpsychiatrie (H. Remschmit u. M. Martin)

57. Organisations- und Strukturfragen in der kinder- und jug.psych. Vers. (Remschmidt)

 

Als Textprobe entnehmen wir einige Absätze aus dem Kapitel »Entwicklungspsychopathologie«, weil dessen Autor, der Herausgeber, auch sonst an den meisten Beiträgen mitgewirkt hat und weil das Thema sehr aktuell ist:
»Die Entwicklungsperspektive ist von großer Wichtigkeit für das Verständnis psychiatrischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Entwicklungsphysiologie, Entwicklungsneurologie und Entwicklungspsychologie sind Grundlagenwissenschaften der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Entwicklungsperspektive kann als eine Art Brückenschlag zwischen den verschiedenen Disziplinen angesehen werden oder als ein verbindendes Konzept, das imstande ist, unterschiedliche wissenschaftliche und praktische Auffassungen von Normalität und Psychopathologie nicht nur bei Kindern, sondern auch im Erwachsenenalter zu integrieren. .....
     Die Erforschung von Risikofaktoren ist eines der wichtigsten Themen in der Entwicklungspsychopathologie. Die interessanteste Frage in diesem Zusammenhang ist der Werdegang jener Kinder aus einer Risikogruppe, die die jeweilige Störung entwickeln bzw. nicht entwickeln. Dieser Untersuchungsansatz führt nicht nur zu einem besseren Verständnis der Wirkung von Risikofaktoren, sondern auch zu neuen Einsichten in den Entwicklungsprozess als solchen.
     Als bedeutsame Risikofaktoren für psychiatrische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter haben sich, neben einschlägigen genetischen Belastungen, erwiesen: Hirnschädigungen und Hirnfunktionsstörungen, Vernachlässigung und Deprivation, familiäre Belastungen mit Alkoholismus und seelischen Erkrankungen, ungünstige oder zerrüttete Familienverhältnisse, soziale Benachteiligung und Diskriminierung. Darüber hinaus können auch einzelne Störungen das Risiko für zusätzliche Störungen erhöhen. So ist bekannt, dass umschriebene Entwicklungsstörungen wie Legasthenie oder Rechenstörungen, wenn sie nicht rechtzeitig behoben oder abgemildert werden, das Auftreten von depressiven Störungen, Dissozialität oder Angststörungen begünstigen können.
     Risikofaktoren und protektive Faktoren interagieren miteinander im Verlauf der individuellen Entwicklung. Heute wissen wir aus der empirischen Forschung wesentlich mehr über Risikofaktoren als über protektive Faktoren. Protektive Faktoren sind nicht gleichsetzbar mit dem Fehlen oder dem Gegenteil von Risikofaktoren. Die Art und Natur der protektiven Faktoren ist möglicherweise eine ganz andere. Wir unterscheiden protektive Faktoren im Kind selbst (z.B. ausgeprägtes Selbstwertgefühl, günstige Temperamentseigenschaften), in der Familie (z.B. starker Familienzusammenhalt, gute elterliche Beziehung) und solche, die mit günstigen äußeren Einflüssen zusammenhängen.
     Einige protektive Faktoren wurden in den letzten Jahren untersucht wie z.B. günstige Temperamentseigenschaften, gute eheliche Beziehung der Eltern. positives Selbstwertgefühl des Kindes und die Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht, wobei letztere ein protektiver Faktor im Hinblick auf psychiatrische Störungen ist, zumindest bis zur Pubertät. Dennoch bleiben viele Forschungsfragen offen, die sich u.a. auf den Wirkmechanismus von protektiven Faktoren beziehen, auf den Kontext, in dem sie wirken, sowie auf die Bedeutung, die Bewältigungsstrategien und Entwicklungsaufgaben in diesem Zusammenhang spielen.«
(S. 27 - 30)

Die übrigen Beiträge sind inhaltlich und didaktisch ähnlich qualifiziert. Zahlreiche Tabellen, Graphiken, Abbildungen, Textkästen sowie ein ausführliches Sachwortregister erleichtern die Lektüre. Man spürt allenthalben, daß die Autoren anspruchsvolle Wissenschaftler und erfahrene Praktiker sind. Wir können uns deshalb der Beurteilung des Klappentextes voll anschließen: »Das Buch bietet eine umfassende und gut verständliche Einführung in das Gebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie«, das ebenso als Lehrbuch für Studierende wie auch als Nachschlagewerk für Praktiker empfohlen werden kann.

Kurt Eberhard  (Dez. 2005)

 

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