FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Rezension / Jahrgang 2005

 



Ulrich Deupmann

Die Macht der Kinder

S. Fischer Verlag , Frankfurt a.M. 2005

(236 Seiten, 16,90 Euro)

 

Ulrich Deupmann, gelernter Politologe, Historiker und Journalist (seit 2003 Leiter des Hauptstadtbüros der „Bild am Sonntag“) legt ein engagiertes Plädoyer für einen „radikalen Umbau des Landes zur 'Kinderrepublik Deutschland'“ vor.

Seine zentrale Forderung lautet: „Verdoppelung der öffentlichen Ausgaben für Krippen, Kitas und Schulen bis 2010“. Mit einem „10 – Punkte Plan“ an Maßnahmen zur Erleichterung der Vereinbarkeit von Kindererziehung und Berufstätigkeit von Müttern und Vätern und Vorschlägen zur Finanzierung und finanziellen Umverteilung soll bis 2010 erreicht werden, dass in Deutschland wieder eine Millionen Neugeborene pro Jahr zur Welt gebracht werden und diese anschließend optimal ausgebildet werden:

Ziele:

  • Verdopplung der öffentlichen Ausgaben für Krippen, Kitas und Schulen bis 2010
  • Eine Million neugeborene Kinder im Jahr 2010

Maßnahmen:

1. Einführung eines Erziehungsgelds nach der Geburt eines Kindes (12 Monate Lohnersatz in Höhe von 80 Prozent des letzten Nettogehaltes)
2. Garantie auf kostenlose Ganztagsbetreuung für alle Kinder ab dem 13. Monat (qualitativ hochwertige Angebote, spezielle Förderung für Kinder von Zuwanderern und aus sozial schwierigen Verhältnissen; Besuch bis 3 Jahre freiwillig; Dauer: 9 Stunden wochentäglich)
3. Kindergartenpflicht ab 3 Jahren (Pflicht nur halbtags, Besuch kostenlos)
4. gezielte finanzielle Förderung für junge Mütter und A1leinerziehende (Startpaket bei der Geburt, finanzielle Sonderzuschläge und Überbrückungshilfen, Programme 'Studieren mit Kind')
5. gezielte Förderung für das 3. Kind (Ausgleichszahlung für den Rückzug aus dem Beruf, materielle Hilfen)
6. Verkürzung der Ausbildungszeiten und Bekämpfung der 'Nesthockerei' (Schuleintritt ab 5 Jahren, 12-Jahre-Abitur, kurze Studiengänge; Umstellung aller kindbezogenen finanziellen Leistungen ab 20 Jahren von den Eltern auf ihre Kinder)
7. Einführung eines 'Kinder- und Familien-TÜV' für alle Gesetzentwürfe (Berücksichtigung von kinder- und familienpolitischen Auswirkungen, wie bei der Gleichbehandlung von Frauen und Männern)
8. Kostenübernahme von Reproduktivmedizin ('künstliche Befruchtung') durch den Staat
9. Förderung von Kinder- und Familienfreundlichkeit im Betrieb (steuerliche Anreize für Teilzeitjobs und Tele-Arbeit für Mütter und Väter, Ausfallgeld im Krankheitsfall von Kindern etc.)
10. Finanzierung durch Halbierung des Kindergeldes, Streichen eines von drei Rentenbeitragsjahren für Mütter, Einführung eines 'Kinder-Soli' von 3 Prozent auf Renten und Beamtenpensionen, Erhöhung des Spitzensteuersatzes um 3 Prozentpunkte.

Diesen im letzten Kapitel des vorgelegten Buches vorgetragenen Forderungen gehen acht Kapitel voran, in denen u.a. aufgezeigt wird, welche Faktoren dazu beigetragen haben, dass Kinderaufziehen zum Armutsrisiko wurde.

Jedes Kapitel ist außer mit der Überschrift auch noch mit aussagekräftigen Untertiteln versehen, so dass das Inhaltsverzeichnis bereits einen guten Überblick über die Argumentationen des Autors gibt:

1. 40 Jahre nach dem Pillenknick - Irritation im Land des Kindermangels
Luxus Urlaub, Luxus Kinder - Wandel in den
Lebensstilen - Kein Ende der Symbolpolitik
2. Die demografische Zeitbombe - Bedrohung für Wirtschaft und Wohlstand
Mangelware Arbeitskraft - Auch die private Altersvorsorge wackelt - Neue Spaltung nach Regionen - Welche Antworten haben wir?
Historischer Exkurs: Das bevölkerungspolitische Erbe des
»Dritten Reichs«

3. Eine Million Kinder pro Jahr - Vorschläge für eine moderne Bevölkerungspolitik
Der deutsche Muttermythos - Scheu vor dem Begriff »Bevölkerungspolitik« - Unsere alltägliche »passive Bevölkerungspolitik« - Vorbild Frankreich - Späte Mütter, wenig Kinder  - Furcht vor dem dritten Kind
4. Denkfabrik Deutschland - Humankapital für die Wissensgesellschaft
Brutstätten für Ideen - Zuwanderung als Alternative? - Bildung und Forschung - die Schlüsselressourcen  - Finnland: vom Holzexporteur zum Hightechland - Europa unter Druck
5. Lernen nach der Katastrophe - wie Bildung für alle entsteht
Per Ellenbogen durch die Klassentür - Hochschule oder Hartz IV - Reformitis statt Reform -Bausteine für die Bildung von morgen
Historischer Exkurs: 200 Jahre Klassenkampf -
ein Blick in die deutsche Bildungsgeschichte
6. Draußen vor der Tür - die ausgebliebene Integration der Zuwanderer
Vom Nettozahler zum sozialen Risiko - Die strukturelle Bildungskluft - Zuwandererkinder an die Universitäten
7. Entmündigt und abgespeist - die vergessene Unterschicht
Das Prinzip »Zahlen und wegsehen« - Kompetenzen statt Geld
8. Der neue Generationenvertrag -wie viel sind uns Kinder wert?
Ein Staatshaushalt der Renten und Schulden - Unsere kleine DDR - wie die Westdeutschen seit 1975 ihre Finanzen zerrütteten - Es geht trotzdem: mehr Geld für Kinder und Bildung - Das organisierte Zuständigkeitschaos in der Kinderpolitik - Der Masterplan für mehr Kinder: Ganztagsbetreuung für alle - Ergänzende Sicherheit für das erste Elternjahr: ein neues Elterngeld - Ein Kinderwahlrecht für Eltern? - Wie es praktisch geht: das Beispiel Laer - Die Wirtschaft als eigennütziger Partner - Kindergeschrei ist Zukunftsmusik
10-Punkte-Plan für die »Kinderrepublik Deutschland« 

Zur vollständigen Lektüre entschließt man sich leicht, da alles in einem flotten journalistischen Stil geschrieben ist und viele verschiedene Quellen sehr informativ zusammengetragen wurden. Allerdings werden häufig nur selektiv die in die eigene Argumentation passenden Daten dargeboten.

Schwerpunktmäßig wird  für eine sehr früh (ab 13. Monat freiwillig, ab 3 Jahren verpflichtend) einsetzende öffentliche Bildungsförderung der Kinder plädiert. Dass der Autor dabei vorwiegend mit ökonomischen Argumenten wirbt, wird seine Chancen steigern, politisches Gehör zu finden. Wie allerdings "das organisierte Zuständigkeitschaos in der Kinderpolitik" (S. 197) überwunden werden soll, bleibt leider offen. Auch die Finanzierungsvorschläge erscheinen in ihrer Realisierbarkeit bzw. Durchsetzbarkeit etwas fragwürdig.

Insgesamt leistet das Buch sehr wichtige Lobby-Arbeit für effiziente und sozial gerechte Bedingungen in der Kindererziehungsarbeit und kann allen empfohlen werden, die sich auf diesem Gebiet mit schlagkräftigen Argumenten ausrüsten wollen.

Prof. Dr. Uta MacDonald-Schlichting (August, 2005)

 

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