FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Artikel / Jahrgang 2008

 

Zweifel an Ritalin & Co

Studie stellt den Langzeitnutzen von Medikamenten
 gegen ADHS infrage

Aus Psychologie Heute, Mai 2008

 

Neue Ergebnisse einer großen kulturvergleichenden Langzeitstudie zur Aufmerksamkeitsstörung ADHS bestärken Zweifel an der langfristigen Wirksamkeit der gängigen Medikamente und an den üblichen Diagnosekriterien. In der Studie, an der finnische, britische und amerikanische Forscher beteiligt waren, wurden 9432 Kinder aus Nordfinnland von ihrer vorgeburtlichen Entwicklung an bis in die späte Adoleszenz begleitet. Die Forscher griffen aus dieser Stichprobe nun diejenigen Kinder heraus, bei denen im Lauf der Jahre ADHS diagnostiziert worden war, und verglichen ihren Werdegang mit dem von ADHS-Kindern in den USA.

     Verblüffendes Resultat: Obwohl in Finnland gängige ADHS-Medikamente wie Methylphenydat (Ritalin u.a.) oder Amphetaminsulfat den betroffenen Kindern sehr viel seltener verordnet werden, unterscheidet sich das "Profil" der Störung dort nicht nennenswert von jenem in den USA, in denen von Pharmaka gegen ADHS reichlich Gebrauch gemacht wird: Sowohl die Verbreitung der Störung als auch die Symptome, die kognitiven Defizite sowie die Begleitstörungen unterschieden sich bei finnischen und amerikanischen Jugendlichen kaum. Dieser Befund wirft nach Ansicht der Studienleiterin Susan Smalley von der University of California Fragen nach dem langfristigen Nutzen einer medikamentösen ADHS-Therapie auf. Dass diese Medikamente indes kurzfristig sehr wirksam seien, hält Smalley für erwiesen.

     Auch was die Diagnose von ADHS betrifft, weckt die Studie Zweifel am gängigen Verfahren. Smalley hält das Syndrom aus Unaufmerksamkeit, Zappeligkeit und Impulsivität zwar für eine echte Störung - aber die Grenze zum normalen Verhalten sei fließend, ähnlich wie bei Übergewicht oder Bluthochdruck. Üblicherweise wird ADHS diagnostiziert, wenn die in Checklisten aufgeführten Verhaltensauffälligkeiten ein bestimmtes Ausmaß überschreiten. Dieses Vorgehen ist aber zumindest ungenau, wie die Forscher feststellten. Denn nur die Hälfte der untersuchten Kinder mit der Diagnose ADHS zeigte außer den geläufigen Verhaltensauffälligkeiten auch die typischen kognitiven Defizite, die man mit dieser Störung in Verbindung bringt - etwa was das Arbeitsgedächtnis oder die aktive Unterdrückung von ablenkenden Impulsen im Gehirn angeht. Und umgekehrt zeigten diejenigen ADHS-Kinder, bei denen man diese kognitiven Auffälligkeiten vorfand, kein höheres Level an Unaufmerksamkeit oder Hyperaktivität als die anderen Kinder, denen die Ärzte eine ADHS- Diagnose gestellt hatten. Es sei also an der Zeit, sich Gedanken über spezifischere Diagnosekriterien zu machen, rät Susan Smalley.

     Bestätigen konnten die Forscher indes die Lehrmeinung, dass sich ADHS-Symptome mit fortschreitendem Alter wandeln: Zappeligkeit und Impulsivität nehmen mit den Jahren ab, und die Unaufmerksamkeit tritt zunehmend in den Vordergrund. Ferner identifizierten die Forscher zwei den Hirnbotenstoff Dopamin regulierende Gene, die - allerdings schwach - mit ADHS verknüpft sind. [TSA]

mit freundlicher Genehmigung des Beltz-Verlages
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