FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Veröffentlichungen / sozialppädagogische Fabeln

 

Die Zwerge von Heurerika und ihre eiserne Kuh


In der Mitte des westlichen Weltmeeres lag Heurerika, eine stattliche Insel, gesegnet mit fruchtbarer Erde, vielerlei Bodenschätzen, regenreichem Klima und üppigen Wäldern. Das große Glück, diese Insel zu bewohnen, genoß ein Volk von Zwergen, das sich durch besondere Pfiffigkeit auszeichnete.

Emsig darauf bedacht, ein angenehmes Leben ohne viel Arbeit zu führen, hatten sie eine große eiserne Kuh gebaut, die darauf programmiert war, vorn die verschiedensten Mineralien, Pflanzen und Tiere zu verschlingen und sie so zu verdauen, daß auf der Hinterseite sämtliche von den Zwergen begehrten Güter hervortraten. Jeder einzelne Zwerg konnte seine mannigfaltigen Wünsche auf einer zwischen den Hörnern angebrachten Tastatur eingeben und alsbald die ersehnten Produkte am anderen Ende in Empfang nehmen.

Leider gab die Kuh bei diesem Vorgang unerquickliche Abgase, lästige Geräusche und giftige Abwässer von sich. Aber den Zwergen gelang es allmählich, die Kuh vermöge ihrer ausgeklügelten Programmierkunst in einer Weise umzuerziehen, daß durch zusätzlichen Verzehr besonders ausgewählter Naturalien und durch geschickt gesteuerte Verdauungsprozesse allerlei Dämpfer und Filter an ihrer Rückseite hervorsprossen, die nach einigen anfänglichen Fehlschlägen vorzüglich geeignet waren, die genannten Übel im Keim zu ersticken.

 

Da die Zwerge auch in der Erfindung neuartiger Bedürfnisse unerschöpflich waren, sollte die Kuh dementsprechend immer mehr fressen, immer schneller verdauen und immer vielfältiger unter sich lassen. Solch nützliche Tugenden wurden der eisernen Kuh von den erziehungstüchtigen Zwergen unverzüglich eingeprägt.

Bald darauf standen sie vor neuen Schwierigkeiten: einerseits wurden die Mineralien, Pflanzen und Tiere immer knapper und andererseits die Berge ausgedienter Erzeugnisse immer höher. Tatendurstig stürzten sich die Zwerge auch auf diese Herausforderung. Die eiserne Kuh wurde so umprogrammiert, daß sie ihren ständig wachsenden Appetit nicht nur auf die natürliche Umwelt, sondern gleichermaßen auf die allenthalben aufgetürmten Abfallberge richtete und diese willfährig nach den Wünschen ihrer kleinen Herren verdaute.

Ferner gelang es, die Kuh derart weiterzuentwickeln, daß sie die Wärme der Sonne durch eigens dafür eingerichtete Lichtporen aufsog und dadurch nicht mehr darauf angewiesen war, die restlichen Kohle-, Gas- und Öl-Vorräte zu vertilgen. Im Gegenteil, sie gab sogar noch Hitze ab, worüber die wärmehungrigen Zwerge sich nicht genug freuen konnten.

Sogar das Wasser um sie herum erwärmte sich allmählich, was die gewitzten Zwerge anregte, Badefreuden zur Bewältigung ihrer überschüssigen Freizeit zu erfinden.

Im allgemeinen Baderausch entging ihnen allerdings, daß das angewärmte Wasser die Eisberge am Rande des westlichen Weltmeeres Zoll für Zoll abtaute.

Der Wasserspiegel stieg beträchtlich, und im Zuge der alljährlichen Herbststürme versank das stolze Heurerika spurlos in den aufgewühlten Fluten.

Einige übriggebliebene Zwerge hatten sich auf den Rücken eines Wals gerettet und feierten den Untergang ihrer Welt als einen triumphalen Erfolg ihrer überlegenen Intelligenz, ohne den die Natur vielleicht für immer zerstört worden wäre.

aus „Fabeln statt Pillen“ von Kurt Eberhard und Istrid Hohmeyer

 

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